Angedacht
Liebe Leserinnen und leibe Leser!
Was haben Sie als Erstes gedacht, als Sie das Titelbild unseres Gemeindebriefes gesehen haben? Als ich diesen Schnappschuss bei einem Streifzug durch den Osten Magdeburgs gemacht habe, kam mir ein Bibelwort in den Sinn. Da schreibt der Prediger: „Alles hat seine Zeit.“
Ja, so ist es. Wie viele Jahre ist wohl aus dieser Ausfahrt jeden Morgen ein Auto gekommen, um seinen Besitzer zur Arbeit zu bringen, die Kinder vielleicht zur Schule? Und jetzt ist das längst vergessen, die Natur erobert sich mit all ihrem Humor ihren Raum zurück. Sie lacht vielleicht auch über die vielen Tage, in denen sich der Garagenbesitzer darüber aufgeregt hat, dass seine Ausfahrt zugeparkt war.
Alles hat seine Zeit, das merke ich persönlich jetzt, wo meine Kinder aus dem Haus gehen. Zwanzig Jahre, in denen man Frühstücksbrot geschmiert und Äpfel geschnitten hat, beim Kinderarzt saß, Klassenarbeiten unterschrieben hat und, und, und … so langsam gehen sie zu Ende.
Neben ein bisschen Wehmut ist es aber auch gut, dass alles seine Zeit hat. Denn wenn man sich von der Wehmut nicht gefangen nehmen lässt, kann auch der Blick frei werden für Neues. Das Leben bietet so viel Aufregendes, so viel Neues, auch so viele Herausforderungen – ich finde das spannend.
Das Titelbild kann einen wehmütig machen, besser aber wäre es, wenn es uns zum Lachen bringt, so wie mich. Denn unsere Zeit, auch die Lebensphase, in der wir uns jetzt gerade persönlich befinden, ist doch kein unabänderliches Schicksal, dem wir hilflos ausgeliefert sind. Sondern sie steht in Gottes Hand. Er schenkt sie uns. Jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr. Es kommt darauf an, was wir aus diesem Geschenk machen. Auch hier hat der Prediger einen Tipp, wenn er weiter schreibt: „Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seiner Arbeit – das ist auch ein Geschenk Gottes.“
Das bedeutet nicht, dass wir uns auf die faule Haut legen sollten. Aber die Bibel mahnt uns hier, auch auf uns selbst zu achten. Die jüngere Generation wird ja oft beschimpft, wenn sie auf einer gesunden „Work-Life-Balance“ besteht. Aber die jungen Leute haben nicht ganz unrecht und den Prediger Salomo auf ihrer Seite. Oder möchten Sie, dass später einmal in Ihrer Traueranzeige steht: „Arbeit war sein ganzes Leben!“ – und man sich fragt, wo denn sein Leben war?
Ich wünsche Ihnen für diese Sommermonate, dass Sie Zeit finden, wirkliche, richtige, wertvolle Zeit – nämlich Zeit für Ihre Liebsten und für sich selbst. Und dass Sie spüren: gerade das ist ein Geschenk Gottes.
Ihr Pfarrer Johannes Möcker
Segenswunsch zum Geburtstag